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Cabarete (Classic)



Cabarete war bis1984 ein unbekanntes Fleckchen Erde im Norden dieser schönen Karibikinsel. Am Meer gelegen, gibt es in dieser Bucht viel Wind und andere wichtige "Zutaten", die einen guten Windsurfspot ausmachen. Unter diesen Gesichtspunkten, wurde diese Stelle von einem kanadischen Windsurfer entdeckt, und 1984 bekannt gemacht. Durch ihn erschien ein Bericht in der Zeitschrift SURF, DASS Magazin für Windsurfer schlechthin, woraufhin sich Cabarete langsam aber sicher zu einem der besten Surfspots der Welt entwickelte und dadurch auch einem breiteren Publikum zugänglich wurde. Später kamen die Kiter dazu und seit kurzem auch die "Wingsurfer"*, sodass es ein Wassersportzentrum für all diejenigen wurde und ist, die sich mit einem Brett unter den Füssen wohlfühlen. Nach seiner "Entdeckung" entstand der heutige Ort, und wuchs mit der Zeit immer weiter. 2010 lag die Einwohnerzahl bei knapp 15.000, eine aktuelle Zahl habe ich leider nirgends gefunden. Sie dürfte aber weit höher liegen. Die Einwohner kommen neben den Dominikanern aus der ganzen Welt, und es ist wirklich eine bunte Mischung, die hier zusammen lebt.


Jetzt fragt sich vielleicht der ein oder andere: "Und was mache ich da, wenn ich NICHT surfe?" Tja, was soll ich sagen? Solche Menschen haben in Cabarete Strandverbot!!! Nein, dass ist natürlich Quatsch, wobei es durchaus eine berechtigte Frage ist, denn natürlich dreht sich an den Spots viel um das Surfen. Fragen wie: "Welche Segelgröße fährst du? Wieviel Liter? Warst du schon draußen?" sind allgegenwärtig und Zahlen wie "5.3, 4.7, 11qm, 9qm oder 13qm" bedeuten hier die Welt. Oder sagen wir mal: Einen guten Surf Tag! :-) Man kommt auch nicht umhin, die Freude oder den Frust der Individualisten mit anzuhören. Mal ist es zu böig, dann wieder zu ablandig, der Wind nimmt zu oder er nimmt wieder ab, die Wellen sind kabbelig oder brechen blöd, es gibt die notorischen Nörgler und die, die eigentlich immer ein Lächeln im Gesicht haben und sich freuen. Wie im richtigen Leben. Es gibt jetzt also zwei Möglichkeiten: Entweder, man lässt sich von dieser regen Betriebsamkeit anstecken, geht zur nächsten Surfschule und meldet sich für einen Schnupper- oder Anfängerkurs an, oder aber man steht als stiller Beobachter über den Dingen, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und betätigt als einzige sportliche Maßnahme die Rückenlehne seines Liegestuhls. Naja, dass war jetzt vielleicht ein wenig zu drastisch: Dazwischen liegen natürlich noch Optionen wie Strandspaziergänge, Volleyball spielen, Yoga machen, Bücher lesen, Homeoffice betreiben u.v.m. Wie auch immer: Es

ist ein tolles Schauspiel, wie die bunten Kites und Segel so auf dem Wasser entlanggleiten, beziehungsweise am Himmel hin- und herziehen. Man sieht Kiter, die Sprünge von bis zu 15 Metern machen, Windsurfer, die waghalsige Manöver fahren oder springen, und alleine das Zuschauen dabei ist ein schon ein Erlebnis.

Alternativ kann man sich in einem der direkt am Strand gelegenen Restaurants oder Bars die Zeit vertreiben, etwas leckeres Essen oder einen Cocktail genießen, mit Blick auf das Geschehen. Da Cabarete nicht wirklich groß ist, trifft man immer jemanden den man kennt, und spätestens wenn

die Sonne untergegangen ist (im Sommer ist das so gegen 19.15 Uhr), geht es zum gemütlichen Teil über, an dem dann auch all diejenigen teilnehmen können, die bis zur letzten Minute auf dem Wasser waren. Mir gefällt die Mischung aus Action und Sport auf der einen, und die entspannte und gemütliche Atmosphäre auf der anderen Seite. Es ist immer was los, aber selten zu viel, ein bisschen wie ein zweites Wohnzimmer, in dem man sich gerne und regelmäßig

aufhält. Zu späterer Stunde kann man dann natürlich (normalerweise!) tanzen gehen, sowohl zu einheimischen Rhythmen wie Bachata, Merengue und Salsa, als auch zu aktuellen Hits, HipHop und Reaggaton. Da der Wind hier meistens erst gegen Mittag losgeht, meint es das Nachtleben gut mit den Surfern.

Einmal im Jahr findet hier das "Cabarete Classic" statt, ein internationaler Surfwettbewerb. Mein Mann wurde irgendwann von Pablito, dem Veranstalter gefragt, ob er nicht Zeit und Lust habe, bei der Organisation zu helfen und ging dafür auch zu einigen Treffen. Ich dagegen hielt mich da völlig raus und wollte dieses Event weiterhin lieber ganz bequem als Zuschauer erleben.

Eines Abends in einer Bar, trank ich mit einer Freundin ein paar Cocktails und war in ziemlich guter Stimmung. Mein Mann kam später auch noch dazu, und wir waren eine lustige Truppe. Einer fragte mich irgendwann, ob ich mich mit Excel auskennen würde, worauf ich antwortete, Excel sei im Prinzip mein zweiter Vorname (ich weiß nicht wirklich viel darüber), und ob ich nicht Lust hätte, die Surfer bei Cabarete Classic zu betreuen und deren Anmeldungen zu übernehmen. Daraufhin habe ich mich als unentbehrlich ausgegeben, als vielseitiges Sprachtalent mit Marketingqualitäten (davon bin ich weit entfernt), die eben einfach ALLES kann. Irgendwann ging auch dieser Abend zu Ende, und zu Hause hatte ich den Zwischenfall längst wieder vergessen. Bis zum nächsten Morgen. Da teilte mir mein Mann am Frühstückstisch mit, dass er ja total überrascht sei, dass ich bei der Organisation der Cabarete Classic jetzt SO eingestiegen sei, und ich wüsste ja sicherlich noch, dass ich mich als tragende Kraft des Events präsentiert hätte. Nachdem ich kurz versuchte, dass Ganze als Spaß hinzustellen, was es meiner Erinnerung nach ja auch gewesen war, machte er mir klar, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme. Dafür hatte ich mich zu gut verkauft! Der Veranstalter (im übrigen Derjenige, der mich angesprochen hatte), würde sich jedenfalls super freuen über solch eine tatkräftige Unterstützung, und das nächste Meeting sei auch schon übermorgen:" Viel Zeit ist nicht mehr, aber mit dir an Bord, sind wir ja jetzt auf der sicheren Seite", meinte mein Mann mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er wusste genau, was das für mich bedeutete und mir wurde das soeben auch klar. Ich verfluchte mich, ich verfluchte den einen Cocktail zu viel, ich bereute meine Zusage und überhaupt alles. Jetzt saß ich da mit einem "Kater", und würde schon übermorgen, beim Meeting, dastehen wie jemand der unter grenzenloser Selbstüberschätzung leidet. Wie peinlich ist das denn! Nachdem ich den ersten Schreck verdaut hatte, hieß es nun also Haltung bewahren. Zwei Dinge wurden mir nach meinem ersten Meeting klar: Es würde alles nicht ganz so geordnet ablaufen und Improvisation würde gefragt sein. Ich bin ein Mensch, der gerne gut vorbereitet an die Sachen herangeht, und der Gedanke, das es chaotisch werden könnte, gefiel mir überhaupt nicht. Integration hin oder her...

Am Tag der Anmeldungen saß ich dann also an meinem Tisch, links die Kasse für die Startgelder, rechts die Anmeldebögen und es war relativ wenig los. Oder sagen wir mal so: Ich hatte die Rechnung ohne die Surfer gemacht. Am nächsten Tag nämlich, kurz vor dem Start, ging es plötzlich los: Da kamen sie zwischen dem Einfahren klitschnass an den Tisch gestürmt, tropften alles voll und zogen ihre feuchten Peso Scheine aus den Badeshorts. Es wurde laut durcheinander gerufen, sich begrüßt, gestikuliert und ich verlor immer mehr den Überblick. Der Typ, der auf meine Kasse aufpassen sollte, erschien erst gar nicht, dafür leistete mir ein "Local" Gesellschaft, der das Wiedersehen zahlreicher "Amigos" aus Hawaii lautstark genoss, und für den richtigen Beat an Musik sorgte. Ganz ehrlich? Die "Stars" aus Hawaii hätte ich mir auch gerne etwas genauer angeschaut, ich hatte aber KEINE ZEIT!!!! Wie es aussah, wollten alle die Anmeldung als lästiges Übel schnell hinter sich bringen und das so völlig ohne Rücksicht auf mich und meine gewünschte Ordnung! Das geht doch nicht, dass muss doch alles ganz anders organisiert werden! Nee, muss es nicht...Das Zauberwort heißt ANPASSEN. Jetzt kam auch noch richtig Wind auf, und zahlreiche Bögen flogen durch die Gegend. Einige zahlten nur die Hälfte, den Rest würden sie morgen vorbeibringen, ein anderer schrie von weitem sein Kumpel würde für ihn bezahlen, wieder andere wurden gesponsert. Nach kurzer Zeit war ich völlig durcheinander, die Buchhaltung ging schon lange nicht mehr auf und ich war bedient. Nebenbei trafen in der letzten Minute die Lycra Shirts für die Teilnehmer ein, die ich gegen Unterschrift verteilen sollte. Dies funktionierte eher suboptimal weil alle Größen durcheinander lagen, die Zeit knapp wurde und eine gewisse Hektik ausbrach. Wie war das mit der Improvisation? Leichter gesagt als getan.

Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich war, als mein Mann auftauchte, um mich zu unterstützen. Zusammen ist man weniger allein, und das tat gerade richtig gut. Ich kümmerte mich also um die Lycras und er um die letzten Teilnehmer. Damit kannte er sich um einiges besser aus, insbesondere mit den verschiedenen Kategorien, und konnte somit auch die letzten Fragen schnell beantworten. Irgendwann geht auch die längste Anmeldung einmal zu Ende und ich hatte mich erfolgreich dagegen gewehrt, jetzt noch irgendwelche Vornamen und halbe Beträge in Tabellen einzutragen. Das sollten DIE machen, die die Teilnehmer kannten, und wussten, was Sache ist. Wer jetzt aber denkt, mein Job sei hiermit erledigt gewesen, der hat sich getäuscht. Ich sollte runter an den Strand kommen, um die Zieleinläufe zu dokumentieren. Bei 40 Grad, ohne Kappe (ich war ja nicht darauf vorbereitet, ihr erinnert euch?), lief ich also über den heißen Strand, zum Zieleinlauf. Dort stand Pablito, der Organisator mit

Walkie Talkie und Megafon bereit und dann ging es auch schon los:" Erster ist der mit dem roten Segel!" Ich sagte im Stillen:" Hm, ist klar, ich weiß genau wen du meinst!" Schon ging es weiter:" Jetzt kommt die jüngere der beiden Schwestern." Ich dachte nur:" Ach die", und so langsam fand ich es richtig lustig. "Jetzt kommt Miguelito als Dritter rein". Ich versuchte es auf die entspannte Art:

"Die stehen alle nicht in meiner Liste, aber die wissen bestimmt, welche Plätze sie gemacht haben, oder?" Es stellte sich heraus, dass einige Teilnehmer Spitznamen hatten, deren richtige Namen im Zieleinlauf (und somit auch für mich) gar nicht bekannt waren. Also schrieb ich "rotes Segel", "weißes Segel", "jüngere Schwester" und diverse Spitznamen auf. Geht auch. Und solange ich das hinterher nicht alles zuordnen muss, ist es ja ok. Wie hieß das Zauberwort: ANPASSEN. Und verdammt nochmal, ich BIN anpassungsfähig, sonst wäre ich schließlich nicht hier, oder?! Der Zieleinlauf ist nicht ohne: Die Gewinner kommen überschwänglich auf einen zugestürzt und man ist die erste Person, die gratulieren kann, aber wehe, es ist vermeintlich falsch bewertet worden: Dann geht es richtig zur Sache, es wird geschrien, diskutiert und verhandelt und ich habe es in diesen Situationen für das Beste gehalten, so zu tun, als ob ich nicht dazu gehöre. Lief gut. Was soll ich sagen? Am nächsten Tag war ich schon um einiges sicherer und wieder zum scherzen aufgelegt.

Da habe ich dann auch mal im vorbeigehen gesagt:" Hola Chicos, ICH mache hier die Gewinner. Wenn dir deine Platzierung nicht passt, ich freue mich über neue Schuhe oder Schmuck. Ihr wisst ja, wie es läuft." Daraufhin hat alles gelacht und die Welt war wieder in Ordnung. Ich verbuche das mal unter "gewaltfreier Kommunikation":-)

Zusammengefasst war es eine anstrengende aber schöne Erfahrung. Ich habe mich von einigen Verhaltensweisen verabschiedet aber auch einige neue dazu gelernt. Ich habe viele interessante Leute kennengelernt (ja, auch den ein oder anderen Surfer aus Hawaii!), und soviel kann ich verraten: Es war nicht mein letzter Einsatz. Eigentlich völlig klar, bei soviel Kompetenz...Hab' ich doch gleich gesagt!





*Das Wingsurfen ist die Variation eines Wassersports, der sich aus dem Kitesurfen, dem Windsurfen und dem Stand Up Paddeling entwickelt hat. Dabei hält der Surfer auf einem Board stehend einen Wing (engl. für "Flügel") in der Hand, den er in den Wind stellt. Damit generiert er sowohl Auftrieb als auch Vortrieb und bewegt sich so auf dem Wasser fort. Mit der Entwicklung sogenannter Foil-Boards, die auf einer Tragflügelkonstruktion sehr früh angleiten und dabei aus dem Wasser abheben, war das ideale Brett für die Wings geschaffen und das Wingfoilen wurde rasant populär. (Quelle: Wikipedia)



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