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Was ist ein Colmado?

Bevor es losgeht, möchte ich noch kurz auf die etwas längere Pause eingehen. Ich bin am Knie operiert worden und habe anschließend ein bisschen Zeit gebraucht, um mich davon zu erholen. Da auch diese Erfahrung eine "Geschichte" wert ist, werde ich demnächst darauf zurückkommen :-)


Heute möchte ich euch etwas über die "Colmados" auf dieser Insel erzählen. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie "gehäuft", "voll" oder auch "übervoll". Gemeint sind damit die vielen Waren auf engem Raum, die sich teilweise stapeln, zumindest aber dicht aneinander reihen.


Colmados sind winzige bis kleine Lädchen, die eine Vielfalt von Dingen anbieten und dabei auf kleinem Raum versuchen, ein möglichst breites Angebot zu offerieren. Dabei bezahlt man hier natürlich deutlich weniger als in den großen Supermärkten, die meistens auch importierte und damit teure Lebensmittel in den Regalen haben. Der ein oder andere denkt jetzt wahrscheinlich:" OK, alles klar, wie bei uns früher die Tante Emma Läden", aber ganz so einfach ist es nicht. Ein Colmado bietet erst einmal kühle Getränke an wie Bier, Cola oder Wasser. In dörflichen Gegenden, ist es oft der einzige Ort, an dem es einen Kühlschrank gibt. Da es hier ja immer warm oder heiß ist, bekommt so ein kühles Bier ein ganz neue Bedeutung!!! Auch kriegt man vieles in kleinen Mengen. Man kann zum Beispiel eine Hand voll Reis kaufen, oder eine einzelne

Zigarette, eine Kopfschmerztablette oder einen Brühwürfel, angepasst an jeden Geldbeutel. Vielfach deckt ein Colmado gleich mehrere Branchen ab: Da hängen ein paar Flip Flops von der Decke, daneben liegt ein kleiner Berg mit Schrauben, gegenüber findet sich ein Hundehalsband und unter der Theke entdeckt man Verschleißteile für die hiesigen Toilettenspülungen. Das Sortiment variiert, und ist weder zuverlässig, noch vorhersehbar. Man sollte sich also nie auf etwas verlassen sondern sich über das freuen, was da ist. Mit einer Ausnahme: Der Rum im Regal. Er ist obligatorisch und nicht wegzudenken. Gerne nehmen die Flaschen auch mal die Hälfte eines Ladens ein, was einmal mehr zeigt, welches das Lieblingsgetränk der Dominikaner ist...Oder eben, was Priorität hat:-)



Besonders in ländlichen Gegenden wird hier auch das Handy aufgeladen, es werden Rechnungen bezahlt oder eine Bestellung für den nächsten Einkauf aufgegeben.

Ich habe gelesen, dass Colmados sogar die Dichte an Kaffeeshops in San Francisco schlagen: Dort kommt ein Kaffeeshop auf 326 Einwohner.

Angeblich kommt hier auf der Insel, ein Colmado auf 188 Einwohner.

Der Colmado spielt neben der Versorgung auch eine wichtige soziale Rolle. Er ist Treffpunkt von jung und alt und hier findet der Austausch der Tagesgeschehnisse statt. Meistens stehen davor oder nebendran ein paar Stühle und spätestens an den Wochenenden wird dann gerne die XXL Box rausgeholt, um die Straße oder den Dorfplatz zu beschallen. Man trinkt dabei ein kühles "Presidente", unterhält sich, spielt Domino, diskutiert oder hält ein kleines Nickerchen.

Was unheimlich praktisch ist und gerade auf dem Land sehr gut funktioniert, ist der "Bringedienst". Man ist gerade am Kochen und bemerkt, man hat die Eier, Butter oder eine Aubergine vergessen? Kein Problem: Man schickt einen Motoconchofahrer (kleine Motorräder mit Fahrer, die einen von A nach B bringen) los, und schon wird die vergessene Ware geliefert. Das funktioniert im übrigen auch sehr gut bei Festen oder ungeplanten Feiern. Es fehlen Getränke oder Eis FÜR die Getränke?

Ganz egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit: So etwas kann IMMER besorgt werden.

Es ist wirklich kaum zu glauben, aber egal, wohin man fährt, egal wie abgelegen die Gegend ist, man findet regelmäßig einen Colmado. Es gibt sie in allen Varianten, und ich bin immer wieder fasziniert von ihrer Vielfalt und Aufmachung. Manchmal ist es nicht mehr als ein kleines Fenster, an das man herantreten muss um zu sehen, was sich dahinter verbirgt.

Oft hängen ein paar Bananen davor oder man findet Gemüsevariationen in der Auslage. Man braucht sich also nie Gedanken darüber machen, ob man unterwegs etwas zu trinken oder zu essen bekommt. Im Gegenteil: Ich finde es viel schöner unterwegs anzuhalten, zu schauen, was es dort so alles gibt, und nebenbei noch einen kleinen Plausch mit den Leuten dort zu halten. Und dann geht es weiter, mit neuen Eindrücken und Geschichten.

Das "sich treiben lassen", ist im übrigen auch etwas, was ich hier wieder gelernt habe. Einfach los, ohne genaues Ziel oder bis ins Detail geplante Unternehmungen. Bei einem Besuch von Freunden aus Deutschland, wollten wir einen Ausflug machen. Wohin, war noch nicht entschieden, zur Auswahl standen eine einsame Bucht am Meer, oder ein Abstecher in die Berge. Also beschlossen

wir kurzerhand, uns für die Entscheidungsfindung vor einen Colmado zu setzen. Nach dem Motto: "Kommt Zeit, kommt Rat". Mit ein paar Keksen und Getränken saßen wir da nun, und es war einfach dieses "Hier und Jetzt". Unser Freund spricht kein Wort spanisch, es sei denn, man zählt "Guatemala" dazu. Mit diesem und nur diesem einen Wort fing er also an, sich mit allen Anwesenden zu unterhalten. Es ist unglaublich, was Mimik und Gestik ausmachen, wenn man über keine Sprachkenntnisse verfügt. Wie sagte schon Watzlawick:" Man kann nicht nicht kommunizieren"!!! Wir hatten jedenfalls alle den größten Spaß an der Sache.


Dominikaner sind für solchen Humor absolut zu haben, und ich finde sowieso, dass Unterhaltungen nicht IMMER und zu jeder Zeit tiefgründig und aussagekräftig sein müssen. Bei so viel Spaß, mussten wir uns irgendwann gegenseitig daran erinnern, dass wir ja noch etwas vorhatten! Jedenfalls mag ich solche Momente, in denen man so völlig die Zeit vergisst, und allein die Tatsache, dass wir uns noch alle sehr gut an diesen Colmado Besuch erinnern, beweist ja, dass er intensiv erlebt wurde. Und darauf kommt es doch an im Leben, oder?!







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