Führerscheinprüfung:
Nach nicht ganz einem Jahr in unserer neuen Heimat, haben wir uns dazu entschieden, den dominikanischen Führerschein zu "machen". Nicht...
Hi, ich bin Tina und seit einigen Jahren lebe ich auf einer Insel in der Karibik, südöstlich von Tortuga.
Ich bin keine erfolgreiche Galeristin, oder "Business development female manager for travel and tourism", die für diverse Zeitschriften gleichzeitig arbeitet und nebenbei noch ihre drei wundervollen
Kinder erzieht, die glücklicherweise alle super in der Schule sind. Auch kann ich keine fünf Buchveröffentlichungen aufweisen und spreche keine vier Sprachen flüssig. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht, ich finde solche Lebensläufe absolut bewundernswert aber sie treffen einfach nicht auf mich zu. Dafür hatte ich jahrelang Angst vor Vampiren, musste schon einmal aus einem "Geisterhaus" mit Lebenddarstellern aufgrund einer Panikattacke evakuiert werden, und bade nicht gerne, weil ich Angst vor dem weißen Hai habe. Und ich rede dabei nicht vom Meer...Tja, dass muss mir auch erstmal jemand nachmachen:-)
Ich freue mich deshalb sehr über Diejenigen von Euch, die mich "trotzdem" begleiten möchten.
Meine Geschichten handeln von meiner Zeit als Krankenschwester, wieso ich hier bin, und was man in dieser meinen "neuen Welt" so alles erleben kann. Wer also "eintauchen" möchte in einen etwas anderen, aber selten langweiligen Alltag, ist herzlich eingeladen, natürlich ganz auf eigene Gefahr. Alternativ gibt es rechts oben ein Kreuz, welches man einfach nur anklicken braucht.
Mit acht Jahren stand für mich fest, dass ich entweder Trapezkünstlerin werden möchte, oder einen Zigeuner* heirate. Beides mit dem Ziel, in einem Wohnwagen zu leben, und durch die Welt zu fahren. Auch wenn es als Kind noch nicht greifbar war, ich wollte "frei" und ungebunden sein. Jedes Mal, wenn ich einen Zirkuswagen sah, wäre ich am liebsten direkt mitgefahren. Ich war fasziniert von diesem ganz anderen Leben, es zog mich magisch an. Mehr als einmal habe ich bei meiner Mutter darum gebettelt, sie möge es mir doch erlauben, in einem Zirkus mitzufahren. Leider ohne Erfolg. Die erste Gelegenheit meinem Ziel näher zu kommen, war ein Besuch im "Circus Williams Althoff" in Frankfurt. Damals einer der größten überhaupt, und schon von weitem eine imposante Erscheinung. Nach einem Besuch in einer der Vorstellungen, blieb ich solange hartnäckig, bis meine Mutter mir den Wunsch erfüllte und telefonisch einen Termin beim Zirkusdirektor für mich vereinbarte. Ich werde nie vergessen, wie beeindruckt ich von seinem Zirkuswagen war: Groß und geräumig, mit einem hellenTeppichboden und einer richtigen Bibliothek. Im hinteren Bereich stand ein wuchtiger Schreibtisch, an dem ein älterer Herr saß, respekteinflößend aber mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Da Gespräche mit Fremden zu dieser Zeit nicht meine große Stärke waren, äußerte ich ziemlich schnell meine Frage, wie man Trapezkünstlerin werden könne. Ob ich sonst überhaupt noch etwas gesprochen habe, weiß ich nicht mehr. Geduldig erklärte mir daraufhin der Direktor, dass Artistin ein sehr schwieriger Beruf sei, und die meisten in einer Artistenfamilie aufwachsen und sozusagen hinein geboren werden. Letztendlich empfahl er mir aber die Artistenschule in Bonn, und nahm mich noch mit auf einen Rundgang über das Circusgelände. Ich fühlte mich toll und in meiner Berufswahl absolut bestätigt. Zuhause war für mich klar, dass ich meinen Koffer packe und nach Bonn fahre. Leider hatte ich da die Rechnung ohne meine Eltern gemacht, die mir relativ schnell klarmachten, dass sie mich mit meinen acht Jahren nicht gehen lassen würden. Also versuchte ich es auf eigene Faust, kam aber nicht weiter als bis zum Dorfausgang, wo mich mein Vater mit dem Auto wieder einsammelte. Zwar bekam ich als Kompromiss eine Trapezstange im Keller montiert, und meine Mutter nähte mir ein Kostüm mit vielen Pailletten, die meinem Vorhaben eine gewisse Ernsthaftigkeit verliehen, aber trotzdem (oder gerade deswegen), nahm ich es meinen Eltern noch jahrelang übel, dass sie mich nicht haben gehen lassen...
Blieben noch die Zigeuner, aber auch wenn es Richtung Frankfurt ein Winterquartier für Sinti und Roma gab, hielten meine Eltern dort nie an. Da half es auch nicht "Zigeunerjunge" in Dauerschleife zu hören. Was waren also meine Erkenntnisse? Ich kann meinem Fernweh vorerst nicht nachgeben und muss diesen Traum stattdessen, zumindest vorerst, aufbewahren. Ihn hüten wie einen Schatz, von dem man weiß, wo er sich befindet, der aber noch nicht geborgen werden kann. Noch heute bedeutet mir folgender Brief sehr viel, ist er doch ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, Träume zu haben und zu versuchen, sie zu verwirklichen, egal in welchem Alter. Er zeigt außerdem, dass es neben vielen Skeptikern auch immer wieder Menschen geben wird, die dich in deinem Anliegen ernst nehmen und unterstützen.
* Mir ist bewusst, dass dieser Begriff veraltet ist. Ich benutze ihn nur deshalb, da er in meiner Kindheit noch geläufig war.
Viele Jahre später:
Um es gleich vorwegzunehmen: Trapezkünstlerin bin ich nicht geworden. Dafür fehlte mir im Rückblick definitiv das nötige Talent! Meine damaligen Zirkusvorstellungen beschränkten sich vielmehr auf ein kleines Publikum im Keller, mit mir als Hauptattraktion (und einzige Attraktion!), am „Trapez“, in Form einer kleinen Vorrichtung, angebracht im Türrahmen. Da man davon langfristig nicht leben kann, wurde ich stattdessen Krankenschwester, und habe viele Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Aber darauf werde ich später noch zurückkommen.
Einen „Sinti und Roma“ habe ich auch nicht geheiratet, dafür einen abenteuerlustigen Parkettleger Meister, immerhin mit eigenem Wohnmobil. Bis dahin, verlief die Verwirklichung meiner Träume also eher suboptimal.
Durch viele Reisen mit besagtem Wohnmobil, haben wir dennoch viele schöne Länder und Orte besucht. Ich fühlte mich in diesen Urlauben selten so lebendig, und liebte diese kurzen Zeiten der Freiheit und Unabhängigkeit. Da mein Mann begeisterter Windsurfer und Kiter ist, fuhren wir oft an Surf Spots nach Sizilien und Tarifa. Aber wir unternahmen auch Fernreisen, zum Beispiel auf die Insel Holbox in Mexiko, oder nach Tobago, und jedes Mal begleitete uns die Frage, ob wir uns vorstellen könnten, hier zu leben. Wir waren also beide bereit Deutschland zu verlassen, allerdings wussten wir noch nicht, wohin.
2015 fanden wir ein Reiseziel, das unseren Vorstellungen als mögliche neue Heimat entsprach, in Form von einer Insel.
Für uns ganz wichtig war die Voraussetzung, dass die Insel groß genug war, um keinen Inselkoller zu bekommen. Darüber hinaus gab es gleich mehrere Top Spots, sowohl zum Windsurfen, als auch zum Kitesurfen und Wellenreiten auf kurzer Distanz. Nachdem wir dort zwei Kurzurlaube verbrachten, wurden unsere Vorstellungen bestätigt:
Die Natur begeisterte uns in ihrer Farbenvielfalt ebenso, wie die herrlichen Sandstrände, welche im Postkartenmotiv nur auf uns zu warten schienen. Das Lebensgefühl, geprägt von einer karibischen Leichtigkeit, vielen unterschiedlichen Nationen und einem für uns fantastischen Klima, war genau das, was wir suchten. Und, was natürlich das Wichtigste bei einer Auswanderung ist: Das Bauchgefühl muss stimmen. Wir fühlten uns beide direkt wohl und „angekommen“. Es nützt ja nichts, wenn ein Partner ein gutes, und der andere ein weniger gutes oder gar schlechtes Gefühl hat. Natürlich ist das Leben kein Wunschkonzert, und Kompromisse muss man immer eingehen, aber für uns stand nach kurzer Zeit fest: Hier möchten wir leben! So weit, so gut.
Es ist keine einfache Sache, alles zu verkaufen und aufzugeben und vieles, insbesondere natürlich die Familie und Freunde zurückzulassen. Das ist ein großer Schritt, der das ganze Leben verändert. Nach einigen Wochen und ständigem Gedankenkreisen war uns klar, dass wir solch eine weitreichende Entscheidung noch nicht treffen konnten.
Mit der Möglichkeit, drei weitere Monate zu „testen“, ob es sich auch auch über zwei Urlaubswochen hinaus gut für uns anfühlen würde, reisten wir noch einmal auf die Insel. Über Freunde lernten wir ein Pärchen kennen, welches uns mit viel Leidenschaft die Insel zeigte und näher brachte. Offroad und weit weg vom Tourismus. Das hat uns unheimlich viel gebracht, denn je mehr wir sahen, desto sicherer wurden wir uns. Sie konnten uns außerdem viele unserer Fragen beantworten, was sehr hilfreich war, denn davon hatten wir viele! Auch schauten wir in dieser Zeit schon nach einem geeigneten Platz, an dem wir wohnen wollten, und nach sechs Wochen war die Entscheidung gefallen:
Wir sind soweit, unsere Auswanderung konnte beginnen!!! Wer jetzt aber denkt, dass man mal so eben einen Container packt und "los geht's", der täuscht sich gewaltig...Oder hat die Rechnung ohne das Konsulat in Frankfurt gemacht...Da diese Zeit so unglaublich nervenaufreibend war, werde ich Euch davon berichten, wenn ich einen mental äußerst starken Tag habe. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel...
Stimmen zur Auswanderung:
Ein Bekannter:
"Häh? Was wollt ihr denn da?"
Ähm, leben?
"Krass, dass könnt ich nicht..."
Musst du ja auch nicht...
"Hmmm, stimmt."
Eine Freund:
"Super, ihr macht echt alles richtig!!!"
Ein Bekannter:
"Da gibt es ja überhaupt keine vier Jahreszeiten mehr!"
Genau, dass ist ja das schöne!
"Nee, also ich brauch den Frühling und Winter und so..."
Ja, wir nicht.
"Ja, und dann wollt ihr jetzt alles verkaufen?"
Genau!
"Ihr wollt echt euer schönes Haus verkaufen, was ihr so schön hergerichtet habt? Sowas kriegt ihr nie wieder!"
Ja, es war eine tolle Zeit, und jetzt kommt eine andere tolle Zeit. Wir hängen nicht so an Besitz.
"Hm. Ja, und was wollt ihr dort machen?"
Rum trinken, und Papageien das sprechen beibringen...
"HAHA"
Haha....
Freunde:
"Respekt! Sehr mutig aber ihr Beiden schafft das. Wir wünsche euch jedenfalls alles Gute bei der Verwirklichung."
Ein Bekannter:
Da ist es voll gefährlich!
Ja, no risk no fun!
Nee im ernst, ich war da mal im Urlaub, da sollten wir noch nicht mal aus der Hotelanlage raus!
Echt, da wart ihr eingesperrt?
Nee, man konnte schon raus aber nur mit Reiseleitung.
OK, wir haben das zum Glück ein bisschen anders erlebt.
Ja. Trotzdem, seid bloß vorsichtig. Sind wir!
Ein Bekannter:
"Wenn ich es könnte, würde ich es auch machen. Ihr lebt euren Traum und das ist mega schön. Auch wenn wir euch ihr sowas von vermissen werden."
Freunde und Bekannte:
"Haha, wie bei der Doku "Die Auswanderer" oder was? Und dann geht alles schief?"
Naja, wir peilen eher das "Happy end" an.
"Ich würde es euch ja wünschen!" Danke, wir uns auch.
Eine Freundin:
"Krass, alles aufzugeben, aber ihr werdet euch dort drüben etwas neues schönes aufbauen, und bestimmt glücklich werden. Ihr werdet uns fehlen."
Danke für Euer Interesse an meinem Blog.
Wenn Ihr Fragen, Wünsche oder Anregungen habt, freue ich mich über eine Nachricht von Euch.